Petersburger Zeichnungen

 

Man kann, muß nicht, weißes Papier nehmen und einen Stift von HB bis 6B, oder extra hart bzw. weich für eine gerade, gekrümmte, zitternde oder strenge Linie als Kontur für einen Gegenstand oder für irgendetwas anderes, oder als Ausfüllung einer Fläche eines Gegenstands oder einer Landschaft oder einer Stimmung, z.B. der Nachtstimmung eingesetzt, das ist gewöhnlich gebräuchlich für eine so genannte Zeichnung. Danja Akulin macht konzeptionelle Zeichnungen, er sagt ästhetisch minimalistisch, die sehen, weil sie aus Peterburg kommen, anders aus als ebenso konzeptionelle Zeichnungen aus Kalifornien, z. B. von Ed Ruscha, weil eben schon Malewitschs Quadrate Hosen trugen als sie Pullover wurden und auch Seurats schattigdunkle schwarzweiß Konzepte trugen Reifröcke. Das nun gerade ist interessant. Trotz vieler medialer Übermittlung ist es eben besonders aufregend selbst zu sehen, auf einer Zeichnung eben, mit wie viel Watt in Petersburg ein Treppenhaus beleuchtet wird. Ich habe immer gemutmaßt, dass hinter den schlichten Fensterkreuzen Eisengitter sind, so daß man aus dem geöffneten Fenster nicht raus kann, in Petersburg. Warum sollte ein Konzept schließlich, nur weil es ausgedacht und statisch berechnet ist, nicht den psychosozialen Hirn- und Seelengram enthalten, aber zum Glück nicht als Videohorror mit einer Maus pro Minute durchquert den leeren Kellerraum. Es könnte auch eine brennende Kerze im Kerzenständer sein, auch das ist es glücklicherweise nicht, es ist eben nicht dieser Kommunikationskitsch. Gute Zeichnungen sehen so aus wie diese hier.

Georg Baselitz